Vom Fass zum Keg
Bier in Fässern, vor hunderten von Jahren noch eine bahnbrechende Erfindung. Doch die Zeiten ändern sich und so musste das traditionelle Eichenfass dem typischem Keg weichen. Ein neues Design und zusätzliche Funktionen, das “kleine Fass” im Wandel der Zeit.
Das erste Transportgut der ersten deutschen Eisenbahnfahrt im Jahre 1835 waren zwei Fass Bier. Die Fahrt verlief von Nürnberg nach Fürth. Ein erstes Zeichen für die innige Beziehung der Deutschen zu ihrem Bier. Gut geschützt aber noch ungekühlt erreichte das flüssige Gold in Eichenfässern sein Ziel. Die gepichten Eichenfässer sollten noch lange als Transport- und Abfüllbehältnis für den Gastronomie-Ausschank herhalten. Der größte Nachteil daran: Wurde die Pechschicht, die die Fässer von innen abdichtete, rissig, rau oder undicht, setzten sich Bakterien frei, die den Inhalt verdarben. Die Fässer mussten regelmäßig neu gepicht werden, was einen erheblichen körperlichen und zeitlichen Aufwand bedeutete.
Eichenfass als Rarität
Der Fortschritt machte deshalb einen kurzen Zwischenstopp in Eisenfässern, doch bald wurden die zwar hygienischeren, aber doch sehr schweren Behälter teilweise wieder durch ihre hölzernen Vorfahren ersetzt. Heute sind diese Eichenfässer eine Rarität. Es gibt sie nur noch vereinzelt in Bayern. Allerdings verwenden viele traditionelle Brauereien heute Bauchfässer, die eine mit Kunststoff beschichtete Edelstahlblase im Inneren haben, dem Stil der alten Fässern aber nachempfunden sind.
Automatische Fasskellerei aus England
Obwohl Deutschland als die Bier-Nation schlechthin gilt, waren es unsere Nachbarn aus dem Vereinigten Königreich, die 1964 begannen die Fasskellerei zu automatisieren. Die Folge daraus war das Keg-System. „Keg“ ist ein englisches Wort und bedeutet so viel wie „kleines Fass“. Es besteht aus Edelstahl und verfügt über ein eingeschraubtes Steigrohr im Inneren, was die Reinigung und das Befüllen nun endlich erheblich erleichtern sollte. Die Fässer haben nur noch eine Öffnung. Das Besondere daran ist, dass auch ein leeres Keg stets unter Kohlendioxid-Überdruck steht und ständig gegen die Umwelt verschlossen bleibt. So kann es praktisch nicht passieren, dass Bierreste vertrocknen oder Verunreinigungen durch die Außenwelt eindringen. Der Abfüll-Vorgang ist durch entsprechende Ventile fast steril.
Innovation wird zum Standard
Weitere Vorteile sind zum einen das verhältnismäßig geringe Gewicht im Vergleich zu Eiche und Eisen und zum anderen das erleichterte Anstechen durch bessere Anschlussysteme der Fässer für die Wirte. Deshalb sind die „Kegs“ vor allem in der Gastronomie seit jeher sehr beliebt. Die Reinigung und das Befüllen der Fässer in einer Brauerei erfolgt auf halb- oder vollautomatischen Keg-Anlagen. Die „Kegs“ und ihre zugehörigen Anlagen waren eine bahnbrechende Entwicklung in der Geschichte des Bierbrauens und haben sich zu einem weltweiten Standard durchgesetzt.
Einwegfässer – Kegs der Zukunft?
In den letzten Jahren kommen Einweg-Kegs in Mode. Abzuwarten bleibt, ob sich diese auf Dauer durchsetzen können. Auf der einen Seite sind sie für den Export interessant, da die Transportkosten, sowie das gebundene Kapital sinken würden und die Rückkehr von Mehrweggebinden aus fernen Ländern nicht immer gewährleistet ist. Auf der anderen Seite sind oftmals die Kinderkrankheiten noch nicht ganz ausgemerzt und auch die umweltfreundliche Entsorgung kann nicht immer sichergestellt werden.
Fazit: Das Einweg-Keg hat definitiv seine Daseinsberechtigung, wird aber sicherlich nicht die Mehrweg-Variante komplett ablösen.