Ländersache: Bier in Belgien
Dass das deutsche Bier weltweit höchste Anerkennung genießt, liegt wohl nicht zuletzt am Reinheitsgebot. Doch auch in anderen Ländern gehört das Bier zum Kulturgut, wie in Belgien. Hierher reisen sogar Deutsche, um die einzigartige Vielfalt des belgischen Bieres zu erforschen und genießen.
Obwohl Belgien ein sehr kleines Land – sogar kleiner als NRW – ist, ist seine Biervielfalt mit rund 400 Spezialbieren unübertroffen. Damit eröffnet Belgien nicht nur Trüffel- und Schokoladenliebhabern neue geschmackliche Horizonte, sondern auch den Bier-Gourmets. Die Vielfalt des Bieres und die geschmacklichen Variationen lassen das belgische Bier so interessant schmecken wie Wein. Belgien exportiert seine Bierspezialitäten in die ganze Welt. Die bekanntesten im Ruhrgebiet sind wohl das Kriek, ein Sauerkirsch-Bier und das Duvel.
Hefe aus der Luft und Orangenschalen
Neben dem Hopfen zur Aromatisierung und Konservierung, werden in Belgien gerne, für Deutsche etwas ungewöhnliche Zutaten beigemischt. So finden sich in vielen Bierspezialitäten Orange, Ingwer, Safran, Holunder, Wacholderbeeren, Ginseng und sogar Chili. Das Würzen mit Bitterorangen bzw. Zitronenschalen und Koriander hat in Belgien eine lange Tradition. Ältere Sorten schmecken auch mal nach Sherry, Kakao oder Kuchen. Ebenfalls fest verankert in der belgischen Braukultur ist die spontane Vergärung mit wilder Hefe aus der Luft. Damit schmeckt jedes Bier anders, da die Gärung viel individueller und langsamer vonstatten geht. Hefesprossen in der Luft setzen sich in das Bier und damit den Gärungsprozess in Gang. Diese belgischen Biere werden Lambic genannt.
Hopfen und Lambic
Zur Herstellung von Lambic wird Schrot aus einem Drittel Rohweizen und gemälzter Gerste hergestellt. Der Hopfenanteil wird bloß für die Haltbarkeit benötigt und so gering wie möglich gehalten, da der bittere Geschmack nicht zu den herben Bieren passen würde. Nach dem Brauvorgang bleibt der Sud in großen Kesseln offen stehen, damit sich die Hefesporen aus der Luft ansiedeln können. Der Prozess der Gärung kann so, wie bei Wein, mehrere Jahre dauern. Mischt man zur Ausgewogenheit des Geschmacks, verschiedene Lambic-Jahrgänge nennt man das Endprodukt Gueuze oder auch Brüsseler Champagner, da die Kohlensäure besonders fein perlt. Die traditionelle Version wird meist mit dem Etikett “Oud” oder “Vieux” ausgezeichnet. Das mit Sauerkirschen vergorene Bier Kriek oder auch mit Himbeeren, Frambiose, werden meist auf Basis von Lambic hergestellt.
Braun, rot und saisonal
Das Belgische Rot sind rötlich-braune Biere, die ihre Farbe dem Wiener Malz zu verdanken haben. Der herbe Geschmack entsteht bei der langen, manchmal zwei Jahre langen, Reifung in Holzfässern. Säurebildende Bakterien sind vermutlich mit verantwortlich für den Geschmack. Das Belgische Braun ist etwas milder im Geschmack als das Rot. In Belgien kommen, ähnlich wie in Deutschland, auch die Saisonbiere wieder in Mode. Sie haben meist einen höheren Alkoholgehalt, sind hopfenbetont und gären in der Flasche nach. Belgische Ales sind ebenfalls sehr beliebt und obergärige Biere mit milden, sauberen Geschmack und nur einem Hauch von Hopfen.
Die Trappisten-Klöster
In Belgien gibt es sechs Trappisten-Klöster, die traditionelles Bier brauen. Früher brauten sie Ales in drei Stufen. Das Getreide wurde dreimal gemaischt, was zu einem starken, einem mittel starken und einem leichten Ale führte. Heute wird dieses Verfahren auch auf die hellen Biere angewendet. Das stärkste wird Triple und das mittlere Double genannt. Zum Ale mischen die Mönche Zucker, um es süffiger zu machen.
Das Teufelsbier
Jeder kennt es und wird es auch schon probiert haben: Das Belgische Teufelsbier Duvel (dt. Teufel). Und teuflisch ist es tatsächlich: Die helle Farbe und das blumige Aroma lassen die 8,5 Prozent Alkoholgehalt nicht einmal erahnen. Das Geheimnis liegt im hellen Malz, der Mischung aus Saazer und Steirischem Hopfen, sowie dem Brauprozess mit langen Hitze- und Kühlphasen. Teuflisch.